Hauptausschuss des Landessportbundes Hessen in Frankfurt
Beim Hauptausschuss des Landessportbundes Hessen e.V. (lsb h) haben die Delegierten aus Sportkreisen und Verbänden am Samstag auf die Lage des organisierten Sports in Hessen geblickt. Wie steht es um ihn, wo steuert er hin – und was unternimmt der Dachverband, um seine Mitgliedsorganisationen auf diesem Weg zu unterstützen? „Der Sport ist so lebendig wie nie, aber er steht auch vor großen Herausforderungen.“ Dieser Satz leitete die Rede von lsb h-Präsidentin Juliane Kuhlmann ein. Ein Satz, der anschließend mit Leben gefüllt wurde. Nicht nur von Kuhlmann und ihren Vizepräsident*innen, sondern auch von Diana Stolz, die als neue hessische Sportministerin erstmals vor Ort war.
Sie dankte den vielen Ehrenamtlichen für ihr „unverzichtbares Engagement“ und betonte die Bedeutung des Sports: „Viele Herausforderungen, die es in unserer Gesellschaft gibt, könnten wir ohne den Sport nicht meistern. Er leistet unendlich viel für Zusammenhalt, Miteinander und Integration“, so Stolz. Der neue Zuschnitt ihres Ministeriums sei deshalb auch kein Zufall: „Sport, Familien und Gesundheit – das wirkt ineinander, das sind Bereiche, die voneinander profitieren können“, erklärte die Ministerin. Dementsprechend wolle sie auch ihre Politik gestalten. Beispielhaft nannte Stolz das Förderprogramm SWIM+, das unter ihrer Führung finanziell aufgewertet wurde – und das Schwimmbäder als Sporträume, Gesundheits- und Begegnungsorte gleichermaßen betrachtet und entsprechend fördert.
Auch für andere Bereiche stellte die neue Ressortchefin den Delegierten eine „zugewandte Sport- und Förderpolitik“ in Aussicht. „Bürokratieabbau ist dabei ein wichtiges Stichwort. Und Bürokratie ist es auch schon, wenn ein Förderantrag so komplex ist, dass ein Ehrenamtlicher Probleme hat, ihn richtig auszufüllen. Hier nicht einfach zu sagen: Das lehnen wir ab, sondern mit den Akteuren in Verbindung zu treten und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen – das sehe ich als wichtiges Ziel.“
Entsprechend wurde Stolz‘ Rede mit viel Applaus belohnt. Lob gab es vonseiten der Delegierten auch für die im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellte Erhöhung der Grundfinanzierung des organisierten Sports. Helmut Meister, der als Vizepräsident Finanzmanagement solide Haushaltsabschlüsse für 2023 verkünden und für 2024 in Aussicht stellen konnte, betonte: „Angesichts der Vielzahl der Aufgaben, die der Sport übernimmt, aber auch mit Blick auf die Preissteigerungen der letzten Jahre, braucht es für 2025 eine angemessene Erhöhung der LOTTO-Mittel oder – noch besser – eine dynamische Anpassungsregelung.“ Präsidentin Kuhlmann untermauerte inhaltlich: „Jede Investition in den Sport ist immer auch eine Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie von Gesundheit und Integration.“
Dass der organisierte Sport nicht nur Forderungen stellt, sondern auch liefert, machten die Präsidiumsmitglieder unisono in ihren Reden deutlich. Dr. Frank Weller berichtete von veränderten Richtlinien für die Bezuschussung von Personen und Investitionen. Die zunehmende Digitalisierung in diesem Bereich vereinfache nicht nur die Antragsstellung, sondern biete auch die Möglichkeit, gezielt die Vereine anzusprechen, die sie bisher noch nicht in Anspruch genommen haben. „Wir wollen die Leistungen des lsb h, seiner Sportkreise und Verbände noch nachdrücklicher in die Vereine tragen“, so Weller. Zu diesen Leistungen gehören auch die Bereitstellung einer Mustersatzung für Vereine – aktuell erweitert um Passagen zu Grundsätzen und Werten eines Vereins – oder die Fachtagung „sportinfra“, bei der sich Funktionsträger*innen im November zum Schwerpunkt „Nachhaltige Sportstätten“ informieren können.
Über eine hohe Nachfrage im Ausbildungs-Bereich informierte Katja Köhler-Nachtnebel. „Das ist ein gutes Signal, denn Ehrenamtliche werden an allen Ecken und Enden gebraucht. Und natürlich reagieren wir als Landessportbund darauf“, so die für Bildung zuständige Vizepräsidentin: Es gibt zusätzliche Übungsleiter*innen-Ausbildungen, die Vereinsmanager*innen-Ausbildung wurde neu konzipiert und mit einem modularen Aufbau sowie mehr Online-Einheiten an die Bedarfe der Ehrenamtlichen angepasst, außerdem wurde das immer wichtiger werdende Thema Freiwilligenmanagement integriert.
Über Leistungen und Angebote des Dachverbandes entsprechend zu informieren, das ist Aufgabe des Bereichs Kommunikation und Marketing. Vizepräsident Uwe Steuber berichtete hier über die erfolgreiche Teil-Digitalisierung der Verbandszeitschrift „Sport in Hessen“, die Einführung eines eigenen Podcasts oder den am Dienstag, 11. Juni, stattfindenden Trikottag, der die Aufmerksamkeit auf die Vielfalt des hessischen Vereinssports lenken soll.
Stellvertretend für den verhinderten Vizepräsidenten Ralf-Rainer Klatt berichtete Juliane Kuhlmann aus dem Bereich Sportentwicklung. Auch dort orientiert man sich stark an den Bedarfen der Mitgliedsorganisationen. So wurde etwa das erfolgreiche Projekt „Sport im Park“ ausgeweitet. „Damit wollen wir noch mehr Hessinnen und Hessen erreichen – auch solche, die bisher noch nicht im Verein Sport getrieben haben“, so Kuhlmann. Passend dazu durfte sie für September den Fachtag „Gemeinsam stark: Vielfältige Zugänge zu Bewegung“ ankündigen, der sich mit der Ansprache verschiedenster Zielgruppen beschäftigt. Impulse, was in den Mitgliedsorganisationen gefragt ist, liefert nicht zuletzt der Austausch mit Sportkreisen und Verbänden, für die man neue Plattformen geschaffen habe.
Auch der Blick auf den Leistungssport durfte im Olympiajahr 2024 nicht fehlen. Obwohl sich die Finanzierung des Olympiastützpunktes (OSP) Hessen schwierig gestalte, sei es gelungen, die Grundbetreuung der Athlet*innen zu intensivieren. „Die Vorbereitungsphase auf Paris wird von unseren Physiotherapeut*innen und Trainingswissenschaftler*innen eng begleitet“, erklärte Vizepräsidentin Annika Mehlhorn. Finanziell hoffe man auch auf Unterstützung des Sportministeriums – in Form eines Sondertopfs für die Vorbereitung der Olympischen und Paralympischen Spiele.
Doch auch im Nachwuchsbereich mangelt es an Geld. „Wenn wir im Vergleich zu den anderen Ländern konkurrenzfähig bleiben wollen, müssen wir mit Blick auf die Landestrainer*innen dringend nachlegen. Sonst gefährden wir die positive Entwicklung der letzten Jahre“, so Mehlhorn. Und nicht zuletzt der ist schließlich zu verdanken, dass – so die berechtigte Hoffnung des Verbandes – wieder 40 bis 45 olympische und paralympische Athlet*innen aus Hessen mit nach Paris fahren werden.
Die Herausforderungen, von denen Präsidentin Kuhlmann zu Anfang sprach, ziehen sich also durch alle Bereiche. Ein Problem ist das erst einmal nicht. Schließlich machte auch die Versammlung des Hauptausschusses deutlich, wie viel Leben im hessischen Sport steckt. Dass er keinesfalls von gestern ist, manifestierte sich auch an einem verbandsinternen Thema, das sich durch nahezu alle Berichte zog: Der Landessportbund Hessen befindet sich mitten in einer digitalen Transformation. Nicht aus einem Selbstzweck heraus, „sondern um ehrenamtliche Arbeit zu entlasten und Prozesse einfacher und schneller zu gestalten“, wie Kuhlmann zusammenfasste.