Fördergruppe Verwaltung „sehr gut gestartet“
Leistungssport und Berufsausbildung schließen sich nicht aus: Diese Erfahrung haben vier junge hessische Athlet*innen gemacht, die im September 2020 eine Duale Karriere starteten – als Mitglieder der neu geschaffenen Sportfördergruppe Verwaltung des Landes Hessen, die bundesweit einzigartig ist. Viereinhalb Jahre später haben sie ihr Bachelor-Studium Public Administration erfolgreich beendet – und sich frühzeitig eine Perspektive für die Zeit nach der sportlichen Karriere geschaffen. „Die Sportfördergruppe Verwaltung ist ein weiterer Baustein einer systematischen Leistungssportförderung“, betonte Annika Mehlhorn, Vizepräsidentin Leistungssport des Landessportbundes Hessen (lsb h), im Rahmen der Graduiertenfeier in Wiesbaden. „Sie ist Merkmal unseres Hessischen Weges, der praxisnah und in vertrauensvoller Zusammenarbeit von Landesregierung, Landessportbund und Olympiastützpunkt Hessen Athletinnen und Athleten fördert.“
Auch der Hessische Innenminister Roman Poseck stellte die Vorteile der Dualen Karriere heraus: „In Hessen wird Leistungssport gezielt gefördert. Neben der Polizeisportfördergruppe bietet die Sportfördergruppe Verwaltung im Hessischen Innenministerium ideale Möglichkeiten, Beruf und Leistungssport miteinander zu verbinden.“ Sportministerin Diana Stolz hob indes den Stellenwert von intakten Rahmenbedingungen für junge Athlet*innen hervor: „So kann sichergestellt werden, dass sie unbesorgt ihre sportlichen Höchstleistungen abrufen können und auch nach ihrer Karriere eine gute berufliche Zukunft haben.“
Die Sportfördergruppe Verwaltung ist eine Ergänzung zur Sportfördergruppe der hessischen Polizei, die vor 20 Jahren ins Leben gerufen wurde. Ihre Gründung war im Koalitionsvertrag der Landesregierung verankert – und ein wichtiger Schritt im Bereich Inklusion. „Die Chance auf eine Duale Karriere haben heute auch Parasportlerinnen und Parasportler, die nicht in den normalen Polizeidienst eintreten können“, erläuterte Mehlhorn. Da das Studium an der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) von drei auf viereinhalb Jahre gestreckt wird, können Leistungssport und Berufsausbildung in Einklang gebracht werden.
Anders als in einer klassischen Ausbildung ist es Athlet*innen dank flexibler Stundenplangestaltung möglich, an allen wichtigen Trainingseinheiten und Wettkämpfen teilzunehmen. Dafür werden sie in der Regel freigestellt – und sind somit nicht den Gefahren einer Doppelbelastung ausgesetzt. Die Studienzeiten werden in enger Abstimmung zwischen der HöMS, dem Hessischen Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz (HMdI), den Sportfachverbänden und den Trainer*innen vereinbart.
„Unsere Sportfördergruppen sind ein Erfolgsmodell. Junge Talente und ihre Eltern stehen nicht mehr vor der Wahl, ob sie auf Leistungssport oder Berufsausbildung setzen – es geht beides“, lobte Mehlhorn die Entwicklung in den vergangenen Jahren. Dass das Konzept aufgeht, wird einerseits dadurch deutlich, dass die meisten Athlet*innen mit guten oder sehr guten Noten abschließen. Andererseits entwickeln sie sich während ihres Studiums auch sportlich enorm weiter und feiern teilweise internationale Erfolge.
Das gilt auch für die Mitglieder der ersten Sportfördergruppe Verwaltung. Sportschütze Fabian Otto belegte 2021 zweimal den vierten Platz bei den Weltmeisterschaften. Ruderin Sarjana Klamp gewann im gleichen Jahr bei den U23-Europameisterschaften Silber. Fußballerin Lea Schneider spielte sich in den Kreis der deutschen U19-Nationalmannschaft, ehe sie ihre Karriere verletzungsbedingt beenden musste. Und Tamara Link bestritt einige Länderspiele im 7er-Rugby. „Die Sportfördergruppe Verwaltung ist nicht nur sehr gut gestartet, sondern hat sich auch im Verbund Landesregierung, Landessportbund und Olympiastützpunkt etabliert“, freute sich Mehlhorn.
Die berufspraktischen Phasen im Rahmen des Studiums finden überwiegend in der Verwaltung des HMdI statt. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, Praktika in anderen Behörden (z. B. Kommunen) zu absolvieren, wenn dies für Fördergruppenmitglieder vorteilhafter ist, weil sie dadurch ihre Trainingsstätten leichter erreichen können. Mit ihrem Abschluss können die Absolventen in allen Bereichen der allgemeinen Verwaltung tätig werden. Bei herausragenden sportlichen Leistungen ist eine weitere, berufsbegleitende Förderung möglich. Hierfür stehen im HMdI derzeit zwei Stellen zur Verfügung.