Mit einem Appell in Sachen Sportstätten hat sich der Landessportbund Hessen e.V. (lsb h) an alle hessischen Großstädte und Kommunen in Ballungszentren gewandt: „Insbesondere dort, wo die Zahl der Einwohner steigt, müssen Sporträume erhalten, modernisiert und weiterentwickelt sowie neue Anlagen errichtet werden. Eine Umwidmung von Sportstätten im urbanen Raum darf auf keinen Fall zugelassen werden. Denn: Wenn die pro Einwohner für Sport und Bewegung verfügbare Fläche in den Ballungsräumen noch weiter sinkt, sind negative Auswirkungen für die städtische Bevölkerung sowie die Gemeinschaft vorprogrammiert“, sagt Dr. Frank Weller, zuständiger Vizepräsident des lsb h.
Anlass für diesen Appell ist eine derzeitige Entwicklung in Frankfurt. Dort ist die Stadt an den VfL Germania 1894 und den SV 1894 Sachsenhausen herangetreten. Beide Vereine nutzen – basierend auf einem Vertrag mit der Stadt – die Sportanlage Mainwasen. Das Gelände, nahezu die einzige Freisportanlage im dicht besiedelten Stadtteil Sachsenhausen, steht als potenzieller Standort für einen Neubau der Europäischen Schule zur Diskussion.
An der Seite der beiden Vereine sowie des Sportkreises Frankfurt tritt der Landessportbund Hessen dafür ein, es dazu nicht kommen zu lassen. „Beide Vereine sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Dies zeigt, wie hoch der Bedarf nach wohnortnaher Versorgung mit Sportangeboten gerade im Innenstadtbereich ist“, sagt lsb h-Vizepräsident Weller. Anstatt über eine Umwidmung der Fläche nachzudenken, die sich in den Mainauen befindet und für ein größeres Bauvorhaben eigentlich tabu sein sollte, wäre es angebracht, „ein Zeichen für die Bedeutung von Sport und Bewegung zu setzen und in den Erhalt und die Modernisierung der bestehenden Anlage zu investieren“.
Leider stehe dieser konkrete Fall für eine generelle Entwicklung im städtischen Raum. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass der Sport im Wettstreit um Flächen häufig nicht ausreichend berücksichtigt wird – trotz seiner positiven physischen, psychischen und sozialen Wirkungen für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Wir appellieren deshalb dringend an alle Entscheider, Sport- und Bewegungsräume bei der Entwicklung neuer Quartiere zu integrieren und vorhandene Sportflächen nicht zugunsten des Wohnungsbaus aufzugeben. Eine Trennung der Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten und Sporttreiben darf es nicht geben. Denn in kaum einem anderen Bereich finden sich so unterschiedliche Menschen zu einer gemeinsamen Tätigkeit zusammen wie beim Sport“, bekräftigt Weller.
Er wünscht sich, dass der Dachverband, aber auch seine zugehörigen Sportkreise und Sportvereine, bei der Stadtplanung künftig stärker als „Partner auf Augenhöhe“ wahrgenommen werden. „Mit der Umwidmung der Sportfläche Mainwasen darf kein – für uns negatives – Exempel statuiert werden“, sagt Weller. Insbesondere aus immissionsschutzrechtlicher Sicht gäbe es in Innenstadtlage kein besser geeignetes Gelände zum Sporttreiben. Dadurch, dass es dort keine direkt angrenzende Wohnbebauung gibt, kann es beim Sporttreiben auch mal laut zugehen. Zum Beispiel, wenn aus Kindern verschiedenster Herkunft, Hautfarbe oder Religion eine siegreiche Mannschaft geworden ist, die sich im Torjubel in die Arme fällt.