Pressemeldung

Motivation und Inspiration für das Engagement von Frauen und Mädchen im Sport

Mit dem Lu-Röder-Preis, der besondere Leistungen von Frauen für Frauen im Sport würdigt, hat der Landessportbund Hessen e.V. (lsb h) in Bad Vilbel Anita Witamwas (64, Schotten, TGV 1859 Schotten e.V.) und Noel Backhaus (28, Vöhl-Buchenberg, SV 1921 Buchenberg e.V.) ausgezeichnet. Anita Witamwas erhielt den Preis in der Kategorie „Vorbild/Lebenswerk“, Noel Backhaus in der Kategorie „Engagierter Nachwuchs“. Der Preis als solcher erinnert an Lu Röder (1921-1987), die von 1973 bis 1986 als erste Frau Mitglied im Präsidium des Landessportbundes Hessen war. Lu Röder setzte sich einerseits für das selbstbestimmte Sporttreiben von Frauen ein und ermutigte Frauen andererseits, Führungspositionen im Sport zu übernehmen. Dafür entwickelte sie Konzepte und Qualifizierungsmaßnahmen.

„Dass wir als Landessportbund im Thema Gleichstellung heute ein mehrfaches Ausrufezeichen setzen, ist ebenso richtig wie wichtig. Denn trotz aller Fortschritte auch im Sport bleiben zahlreiche Herausforderungen. Im Fokus steht unverändert die Tatsache der Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen auf allen Ebenen im Sport. Die Sportvereine und -verbände verschenken so vielfältige Potenziale und es ist daher weiterhin notwendig, die Rahmenbedingungen für mehr Frauen in Ämtern der Sportorganisationen zu verbessern“, konstatierte Juliane Kuhlmann, Vizepräsidentin des Landessportbundes Hessen, während der Preisverleihung.  Wie wichtig im Kontext Lu Röder für die Entwicklung des Sports in Hessen war, ergänzte Dr. Petra Tzschoppe, Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung des DOSB: „Lu Röder hat als erste Frau im Präsidium des Landessportbundes Hessen für andere Frauen eine Schneise geschlagen“, so die Leipzigerin in Bad Vilbel.

Mit Anita Witamwas erhielt vor diesem Hintergrund eine Frau den Preis, deren Maxime die „gleichberechtigte Förderung von allen am Sport Interessierten war und ist“. Laudatorin Rosel Schleicher, Mitglied im lsb h-Landesausschuss für Gleichstellung im Sport, wörtlich: „Sie selbst verkörpert in ihrer Person die völlige Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen, von Frauen und Männern.“

Anita Witamwas selbst kam erst im Alter von 26 Jahren zum organisierten Sport. Sie trat 1983 in den TGV Schotten ein und engagierte sich schon relativ schnell ehrenamtlich im Verein. Die begeisterte  Skilangläuferin arbeitete bei Großveranstaltungen der Ski- und der Breitensportabteilung sowie bei Jugendfreizeiten mit und war gleichzeitig als Trainerin tätig.

Wie sehr ihr die übergreifende Förderung von Sportlerinnen und Sportlern am Herzen liegt, wird aus der Vielzahl von neuen, qualitativ hochwertigen Angeboten und Kursen im Breiten- und Leistungssport für alle Alterskategorien und Geschlechter, die sie initiierte, deutlich. Die Sanierung und Erweiterung des Loipenhauses des Vereins am Taufstein (Vogelsberg) und die in der Umsetzung befindliche Digitalisierung des Vereins sind weitere Bereiche, die maßgeblich von der Preisträgerin geprägt wurden und werden.

Ihr Engagement im Funktionär/innen-Bereich begann Ende der achtziger Jahre, als man sie zur Sportwartin berief. 2001 wurde sie Vorsitzende der Skiabteilung des TGV, 1991 wurde sie 2. Vorsitzende des Hauptvereins. Seit der Umstrukturierung des Präsidiums 2012 ist sie eines von vier Präsidiumsmitgliedern. Ihr Tun blieb auch dem Hessischen Skiverband nicht verborgen. Der Verband wählte sie 2007 in die Position der Jugendsportwartin und 2009 zur „Sportwartin nordisch“.

In den fast 40 Jahren ehrenamtlichen Engagements im TGV Schotten hat Anita Witamwas als „Macherin“ agiert. „Ihr vorbildliches Handeln gibt Motivation und Inspiration“, gratulierte Rosel Schleicher der Preisträgerin.

Preis in der Kategorie „Engagierter Nachwuchs“ für Noel Backhaus

„Noel Backhaus ist für mich schon mit jungen Jahren ein Vorbild für Frauen. Sie hat keine Angst sich in Sportarten zu engagieren und zu behaupten, die immer noch überwiegend von Männern dominiert werden. Ihr Wirken bringt die Gleichstellung im Sport einen Schritt voran.“ Für Dagmar Schmitt-Merkl, Mitglied im Landesausschuss für Gleichstellung im Sport und Laudatorin der Preisträgerin, ist Noel Backhaus eine Frau, „von der wir noch viel erwarten können“. Eine fundierte Einschätzung, die durch zahlreiche Fakten bestätigt wird. Bei Noels erstem tief gehendem Kontakt in Sachen Engagement im Sport war sie gerade einmal elf Jahre alt. Damals war sie Staffelläuferin des Projekts „Wir tragen das Gold nach Athen zu den Olympischen Spielen – laufend Grenzen überwinden“. 3.600 Kilometer betrug der Weg nach Athen, den eine Staffel von Korbach aus zurücklegte und dabei ein Staffelholz mit einem Stückchen Gold aus dem Eisenberg bei Korbach trug. In Athen gehörte sie zu denjenigen, die das Staffelholz an den damaligen IOC-Vizepräsidenten, Dr. Thomas Bach, übergaben und vor Ort die noch heute bestehende Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Frauenfußballnationalmannschaft und dem TSV Korbach initiierten. Das gemeinsame Projekt zur Drogen- und Suchtprävention wurde im Rahmen der „Sterne des Sports“ ausgezeichnet.

Die Zeit zwischen den Olympischen Spielen in Athen bis heute belegt, wie intensiv sich Noels Engagement im und für den Sport entwickelte. 2009 bestand sie die Ausbildung zur Fußballschiedsrichterin und beweist in dieser Eigenschaft für den SV 1921 Buchenberg Durchsetzungsvermögen in einer immer noch als „Männerdomäne“ zu betrachtenden Sportart. Organisatorin großer (Jugend-) Fußballturniere, Aufbau und Trainerin von Mädchenfußballmannschaften, Leiterin der Talentfördergruppe der Badmintonabteilung des TSV Korbach, Vorstandsmitglied in dieser Abteilung und die Leitung (2014 – 2018) der Talentaufbaugruppe der Ederseeschule Herzhausen sind weitere Stationen ihres Wirkens. Dazu war sie von 2014 bis 2019 verantwortlich für die Kooperation „Schule und Verein“ der Ederseeschule und des SV Buchenberg.

Seit 2018 ist sie Mitglied in diversen Ausschüssen des Hessischen Fußball-Verbandes. Weiterhin besitzt sie die C-Lizenzen im Leistungssport/Rudern und im Breitensport/Motorsport. Dass sie, die 2019 ihr Lehramtsstudium erfolgreich abschloss, auch Schulsportkoordinatorin des Schulbezirks Schwalm-Eder ist, vervollständigt das Bild.

Dass Anita Witamwas und Noel Backhaus den Lu-Röder-Preis 2021 erhielten, ist also mehr als gerechtfertigt. Ihr Engagement und der Preis per se, so Juliane Kuhlmann, „soll anderen Frauen und Mädchen Mut machen, sich im Sport zu engagieren. Damit wollen wir als Landessportbund gleichzeitig einen Beitrag leisten für mehr Gleichstellung und somit auch für  mehr Lebensqualität in Hessen“.


Informationen:

  • Der Lu-Röder-Preis wurde 1989 erstmals verliehen. Bis heute wurden auf 33 Verleihungsveranstaltungen insgesamt 41 Preisträgerinnen ausgezeichnet.
  • Seit 2018 wird der Preis in zwei Kategorien vergeben:
    a) in der Kategorie „Vorbild/Lebenswerk“ ist er mit 1.500 Euro dotiert
    b) in der Kategorie „Engagierter Nachwuchs" ist er mit 1.000 Euro dotiert
  • Die Namensgeberin des Preises, Lu Röder, wurde 1921 geboren und verstarb 1987. Sie hätte in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert.
  • Im Rahmen der Verleihung des Lu-Röder-Preises hat der lsb h-Landesausschuss für Gleichstellung im Sport in Bad Vilbel eine Broschüre mit allen bisherigen Preisträgerinnen vorgestellt. Die Broschüre steht in den nächsten Tagen als PDF-Datei unter www.landessportbund-hessen.de/gleichstellung-im-sport zum Download bereit.

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