„Jede Frau und jedes Mädchen kann sich wehren“ - unter diesem Motto setzt sich der Verein „Frauen in Bewegung - Kampfkunst und Bewegung e.V.“ für Selbstbestimmung und ein gewaltfreies Leben von Frauen und Mädchen ein. Mit Gewaltpräventions- und Selbstverteidigungskursen soll dieses Ziel erreicht werden. Der Verein will außerdem Zufluchtsort sein, an dem Nationalität, Religion, Alter, Aussehen und sexuelle Orientierung keine Rolle spielen. Beim diesjährigen Wettbewerb „ODDSET Zukunftspreis des hessischen Sports“ erzielte das Projekt einen Anerkennungspreis und ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro. Der bereits zum 15. Mal in Folge gemeinsam von Landessportbund und LOTTO Hessen ausgeschriebene Preis für wegweisende Vereinsarbeit im Sport ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert.
1985 wurde der Frankfurter Verein „Frauen in Bewegung - Kampfkunst und Bewegung e.V. für Mädchen und Frauen“ von einer afrodeutschen Frau und einer US-Amerikanerin gegründet. Ihr Ziel war es, Frauen Unterstützung und Hilfe anzubieten, die in ihrem täglichen Leben Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt sind, und andere davor zu schützen. Mit Hilfe von Kursen zu Empowerment- Selbstverteidigung und Gewaltprävention will der Verein Frauen und Mädchen zu mehr Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit verhelfen. Durch das Gelernte sollen sie gefährliche Situationen rechtzeitig erkennen und damit umgehen können. „Teile unserer Gesellschaft sehen Gewalt gegen Frauen und Mädchen oftmals als normal an. Der Verein Frauen in Bewegung nicht“, erklärt Großmeisterin Sunny Graff; Leiterin des Vereins, „außerdem bieten wir einen geschützten Raum, in dem Aussehen, Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung keine Rolle spielen“. Begonnen haben vor 34 Jahren fünfzehn Frauen und Mädchen. Mittlerweile trainieren knapp 400 im Verein. „Sowohl die Trainerinnen als auch die Teilnehmerinnen spiegeln die gesamte gesellschaftliche Vielfalt wider – und das ist gut so“, erklärt Jugendkoordinatorin und Mädchentrainerin Safeyya Auf der Mauer. Vor zwei Jahren ermöglichte der Verein gut einem Dutzend Frauen mit Migrationshintergrund in Kooperation mit dem Frauenreferat Frankfurt eine Ausbildung zur Selbstverteidigungslehrerin. Diese Frauen sind in ihrem alltäglichen Leben oft selbst von Benachteiligung und Diskriminierung betroffen und fungieren im Verein als Vorbilder.
Mit dem jetzt erzielten Preisgeld beim ODDSET Zukunftspreis des hessischen Sports 2019 in Höhe von 2000 Euro will der Verein kostenlose Empowerment-Selbstverteidigungskurse finanzieren.
„Der Sport kann so viel bewirken. Wenn Vereine diese Kraft gezielt nutzen, um wichtige gesellschaftliche Fragen zu lösen, ist dies für uns alle ein Gewinn“, gratuliert Dr. Heinz-Georg Sundermann, Mitglied der Jury des ODDSET Zukunftspreises und Geschäftsführer der LOTTO Hessen GmbH.
Lsbh-Präsident Dr. Rolf Müller ergänzt: „Mit seinem Projekt beweist der Verein, wie innovativ unsere hessischen Sportvereine sind. Dazu tragen in besonderer Weise die vielen Ehrenamtlichen bei, die sich für andere einsetzen. Sie schaffen es, aus Individuen eine Gemeinschaft und die Gesellschaft dadurch reicher zu machen.“
Der ODDSET Zukunftspreis des hessischen Sports wird seit 2005 jährlich gemeinsam von LOTTO Hessen und dem Landessportbund Hessen e.V. ausgeschrieben. Prämiert werden richtungsweisende Projekte und Maßnahmen im Vereinssport, beispielsweise aus den Bereichen Prävention, Inklusion, Integration, Ehrenamt oder Mitgliederentwicklung. Mit einem von LOTTO Hessen gestifteten Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro zählt er zu den höchstdotierten Sportpreisen Deutschlands. Die Auswahl der Preisträger nimmt eine Jury unter Vorsitz des Bundesministers a. D. Prof. Dr. Heinz Riesenhuber vor. 2019 gingen 73 Bewerbungen ein.
Der mit 15.000 Euro dotierte 1. Platz ging in diesem Jahr an den TSV Kirch-Brombach e.V., der für sein Projekt „Fitte Turn-Kids auch im Wald oder Wald mit allen Sinnen erleben“ ausgezeichnet wurde. Der Verein verlegte sein Turntraining für Kinder kurzerhand nach draußen in den Wald und bildet dort in der Natur Trainingsgeräte mit natürlichen Elementen nach. Den mit 9.000 Euro dotierten zweiten Platz erreichte die SKV Büttelborn 1904/46 e.V. Unter der Überschrift „Wir bringen Bewegung in Ihr Leben“ baut die Sport- und Kulturvereinigung den Gesundheitssport im Verein aus und wirkt so einem Rückgang der Mitgliederzahlen entgegen. Die mit dem dritten Platz verbundenen 6.000 Euro erhält der Marburger Ruderverein von 1922 e.V. für sein Projekt „Nie zu alt für den Einstieg in den Leistungssport“.
Darüber hinaus erhalten neun Vereine Anerkennungspreise in Höhe von je 2.000 Euro. Sie gehen an: TSG 1922 Lütter e.V., American Football Club Rhein-Main Rockets Offenbach e.V., FC Gudesding Frankfurt e.V., Frauen in Bewegung Kampfkunst und Bewegung e.V., Reit- und Fahrverein Birkenau e.V., RSV 1918 Weyer e.V., Sportgemeinschaft Egelsbach 1847 e.V., SV Kirchvers e.V. und TV 1891 Babenhausen e.V.